Luckenwalde. Das Schweigen ist beendet. Nach einem Vierteljahr der Sprachlosigkeit verkündete Aufsichtsratschef Reinhardt Töpel, dass der Bundesligist 1. Luckenwalder SC, der im März bei der Titelverteidigung gegen Köllerbach "kläglich" gescheitert war, erneut angreift, um im Mannschaftsvergleich den deutschen Ringer-Thron zu besteigen. Allerdings forderte Töpel nach einer gründlichen Fehler-Analyse beim Team zuallererst "eine strikte Disziplin als Basis für Spitzenleistungen" ein.
Erik Hahn soll die Flämingstädter als neuer Cheftrainer führen. Der Olympia-Vierte von 1996 und siebenmalige deutsche Meister bestritt vergangene Saison noch 15 Kämpfe für sein Team. Nun verfolgt der 36-Jährige dessen Aktionen vom Mattenrand aus, schlüpft womöglich aber doch noch mal in die Wettkampfkluft. Andreas Zabel, der beruflich stark eingespannt ist und dem die abgelaufene Saison gesundheitlich zugesetzt hatte, übernimmt das Co-Traineramt. Er soll zudem engen Kontakt zum hoffnungsvollen Nachwuchs aus dem eigenen Verein halten. Die Vorrunde der Nordgruppe beginnt für den LSC am 29. September mit einem Heimkampf gegen den brandenburgischen Rivalen KG Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt.
Die Mannschaft, für die erneut ein Etat von rund 450 000 Euro verfügbar ist, wurde in den letzten Monaten ziemlich umgekrempelt. Hungrige Youngster und erfahrene Recken sollen es richten. Im vorolympischen Jahr könnten ausländische Starter, die dem Nationalkader ihrer Länder angehören, schnell mal zu unsicheren Kantonisten werden. "Deshalb haben wir bei den Verpflichtungen nicht unbedingt auf die erste Garde geschaut", erläutert Töpel das taktische Kalkül.
Zwölf Neuzugänge gibt es. Neue Hoffnungsträger sind unter anderen Dariusz Jablonski (Polen) oder der Grieche Amiran Kartanov. Überdies setzt der LSC wiederum auf Nordländer. Mark O. Madsen stammt aus Dänemark, aus Finnland kommen Jani Hermansson und Jani Haapamäki, der superschwere Jalmar Sjöberg ist Schwede. Von der direkten Konkurrenz aus Frankfurt (Oder) kam Stefan Barde (22). Von den deutschen Startern des Vorjahres sind weiterhin René Pikulla, Emanuel Krause, Stephan Spengler, Felix Menzel, Lars Levermann, Zabel, Norman Pickut und Andreas Aurich dabei. Damit wird deutlich, dass auch der interne Wettbewerb um Startplätze in der Mannschaft eröffnet ist.
Einigen Herausforderungen werden sich die Luckenwalder demnächst stellen. Während in der kommenden Woche die Kadetten sich beim 16. Internationalen Brandenburg-Cup in der Flämingstadt vergleichen, zieht es die Ringer-Asse am 16. Juni nach Potsdam, wo sie im Stern-Center auf die Matte gehen. Der Zweitligist RC Germania hat dazu internationale Gäste, darunter aus Österreich und der Schweiz, eingeladen. Der Ringkampf habe keineswegs an "Attraktivität eingebüßt", wie Reinhardt Töpel befand. Er sieht in dem Vergleich eine gute Chance, "die olympische Sportart mit Spitzenringern besser bekannt zu machen". (Ralf Thürsam) |