Sonntag, 15.07.12
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Dieser Artikel wurde von Jörg Richter geschrieben und 6036 mal gelesen.
Kurzportraits der Olympiastarter des Deutschen Ringer- Bundes
Nick Matuhin 120 kg Freistil vom 1. Luckenwalder SC hat sich beim 2. Qualifikationsturnier in Tayuan (China) mit einem 2. Platz für London qualifiziert.

Nick Matuhin 120 kg Freistil vom 1. Luckenwalder SC hat sich beim 2. Qualifikationsturnier in Tayuan (China) mit einem 2. Platz für London qualifiziert.

    Der Deutsche Ringer- Bund entsendet eine Ringerin und drei Ringer zu den Olympischen Spielen nach London, Alexandra Engelhardt (48 kg / SV Friesenheim), sowie Tim Schleicher (60 kg / SV Johannis Nürnberg / Freistil), Nick Matuhin (120 kg / 1. Luckenwalder SC / Freistil) und Frank Stäbler (66 kg / TSV Musberg / griechisch-römischer Stil) vertreten die deutschen Farben im August, beim größten Sportfest der Welt.

    Viel stürzt derzeit auf die vier Athleten ein, die sich zwar schon in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung befinden, aber dennoch den Fragen vieler Journalisten stellen. Dazu gab es in Mainz-Laubenheim, direkt nach der Ausstattung der deutschen Ringer-Delegation mit der neuen Olympia-Kleidung für London 2012 eine Pressekonferenz, bei der die Journalisten auf ihre Kosten kamen, da neben den Athleten und ihren Trainern auch Funktionäre und Verantwortlichen des DRB befragt werden konnten, darunter auch DRB-Präsident Manfred Werner.

    Nick Matuhin


    Nick Matuhin (120 kg/ 1. Luckenwalder SC – Freistil) hat sich beim 2. Olympia-Qualifikationsturnier in Tayuan (CHN) mit einem 2. Platz für London qualifiziert, obwohl ihn gerade in China eine fiebrige Erkältung plagte. Eigentlich sollte er gar nicht starten, doch er wollte es unbedingt probieren und kämpfte sich mit Fieber ins Finale, holte damit zugleich das Ticket nach London, zu seinen ersten Olympischen Spielen.
    Vor drei Jahren wäre für den Modelathleten fast alles Aus gewesen, doch die schwere Schulterverletzung, die er sich damals zugezogen hatte ist inzwischen ausgeheilt. Eineinhalb Jahre war er 'außer Gefecht'. Die Schulter-OP wurde in der Berliner Charite vorgenommen, die Reha absolvierte der heute 22-jährige im Medical-Park Berlin. Seinen sportlichen Wiedereinstieg vollzog Nick Matuhin bei der EM 2011 in Dortmund mit Platz 5.

    „Doch das ist alles Geschichte, abgehakt“; Nick Matuhin blickt nach vorn, in Richtung London, auf einen Wettkampf, der nur noch wenige Tage entfernt ist. Diese Tage sind angefüllt mit Training in den Leistungszentren Schifferstadt, Luckenwalde und Aschaffenburg. Als Trainingspartner wurde Rares Chintoan (Rumänien) geholt, die deutschen Trainingspartner sind Johannes Kessel (TuS Adelhausen), Nico Graf (KFC Leipzig) und Toni Bernhardt (KSC Motor Jena).
    „Ich habe einen sehr guten Draht zu Bundestrainer Alexander Leipold, der mich schon aus dem Nachwuchsbereich kennt“, fühlt sich Matuhin von Leipold gut umsorgt. Bei Fragen zu den Zielen in London, werden die Gesichtszüge Matuhins ernst-, ja kämpferisch; „... wenn man einmal bei Olympia dabei ist, dann will man auch eine Medaille, ich werde kämpfen bis zum Umfallen, fahre ja schließlich nicht als Tourist hin“. Aufregung ? „Klar, es sind meine ersten Olympischen Spiele, aber ich denke die Aufregung bekomme ich in Griff, hab schließlich auch schon vor 16.000 Zuschauern gerungen“.

    Wenn Nick Matuhin in London um die Medaillen kämpft, verfolgt seine Familie die Wettkämpfe am TV, während einige Verantwortliche und Fans des 1. Luckenwalder SC Flüge in die britische Hauptstadt gebucht haben und den LSC-Schwergewichtler vor Ort lautstark unterstützen werden.
    Die Ausbildung zum Berufs-Feuerwehrmann stellte Nick Matuhin zuletzt hinten an. „Die Ausbildung in Frankfurt(O.)/Eisenhüttenstadt ist sportgestützt, da ich mich aber sehr auf den Sport konzentriert habe, müssen Teile der Ausbildung nach den Olympischen Spielen wohl noch einmal wiederholen werden“, ist das erst ein Thema für den Schwergewichtsringer und die Verantwortlichen vor Ort, wenn Nick Matuhin (hoffentlich mit einer Medaille um den Hals) aus London zurück kehrt.

    Tim Schleicher


    Tim Schleicher (60 kg/SV Johannis Nürnberg – Freistil)
    Was war das für ein Herzschlag-Halbfinale, beim letzten Olympia-Qualifikationsturnier in Helsinki (FIN) ! Eigentlich war das Olympiaticket schon weg, Tim Schleicher hatte die erste Runde verloren, die Zweite gewonnen, im 3.- und entscheitenden Durchgang waren nur noch Sekunden zu kämpfen und Schleicher lag gegen den Armenier Artur Arakelyan zurück, als er noch einen letzten Angriff wagte und die Halbfinalbegegnung noch zu seinen Gunsten drehte. Unbeschreiblicher Jubel im deutschen Team um Bundestrainer Alexander Leipold, denn mit dem Einzug ins Finale, hatte der Ringer aus Nürnberg auch einen der begehrten Quotenplätze für London erreicht. In letzter Sekunde sozusagen.

    In Schifferstadt und Aschaffenburg bekommt Tim Schleicher nun den letzten Schliff für das olympische Turnier. Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung wird im Ringerzentrum Aschaffenburg sein. Zum Training wurde der Moldawier Perpelidze nach Deutschland geholt, aber auch die deutschen Trainingspartner Tim Müller (KSC Hösbach), Marcel Ewald (SV Weingarten) und Michel Schneider (KSV Seeheim), sowie die beiden Junioren Alexander Semisorov (RV Rümmingen) und Kevin Henkel (TSV Dewangen) helfen dem Franken, der in der kommenden Mannschaftsmeisterschaftsrunde für den KSV Aalen 05 auf die Matte treten wird, aber Einzelturniere weiter für seinen Nürnberger Heimatverein bestreitet. 'Heimaturlaub' gibt es für den Sportsoldaten bis zu den Spielen in London nicht mehr.

    Für die Kämpfe in London gibt sich Schleicher optimistisch; „... die Leistungsdichte dieser Gewichtsklasse ist sehr groß, es gibt sehr viele gute Ringer, die in London antreten, dennoch ist das Ziel eine Medaille. Dabei mache ich keine Rechenspiele, sondern lass alles auf mich zukommen“. Auch bei Tim Schleicher ist die Aufregung, so kurz vor den Olympischen Spielen riesig, doch er weiß; „ich kann das Umfeld und ddas Herzklopfen bei Wettkämpfen ausblenden, nach dem Wiegen bin ich im Wettkampfmodus“.

    In London ist die komplette Familie ‚Live‘ dabei, die Eltern, Freundin Tanja und Bruder Sven, aber auch einige Vereinsangehörige wollen nach London reisen und Tim Schleicher vor Ort unterstützen. „Ich bin froh das meine Familie dabei ist, alle haben mich auf dem Weg begleitet und mich unterstützt wo es ging“, macht es Tim Schleicher stolz, dass er das alles gemeinsam mit Familie und Freunden erleben kann.
    Gerne hätte der DRB-Ringer auch noch einmal vor deutschen Fans sein Leistungsvermögen unter Beweis gestellt, wäre nur allzu gerne beim Grand Prix in Dortmund auf die Matte getreten. „Doch ich hatte zuletzt schwere Turniere bestritten und mir zudem bei den Europameisterschaften in Belgrad eine Verletzung des Sydesmosebandes am linken Fuß zugezogen“, wollten Schleicher und Trainer Leipold kein Risiko eingehen. „Dennoch scheint alles ausgeheilt, wobei ich mich da bei Werner Krass bedanken muss, der mich pünktlich zu den Qualifikationsturnieren wieder fit bekommen hat“, geht der Dank des Athleten in Richtung Physiotherapeuten.
    Wichtig für Schleicher; Sportler und Trainer bilden ein gutes Team. „Unterstützung bekomme von Trainer Alexander Leipold, der an mich glaubt und seit 2006 großen Anteil an meinen Erfolgen hat.

    Beruflich hat Tim Schleicher eine gute Verbindung zwischen Sport und Ausbildung gefunden, seit 2 1/2 Jahren ist er Mitglied der Bundeswehr-Sportfördergruppe, die in Bruchsal stationiert ist.

    Alexandra Engelhardt


    Alexandra Engelhardt (48 kg / KSC Friesenheim)
    Noch in diesem Jahr feiert Alexandra Engelhardt ihren 30. Geburtstag. Das schönste Geschenk für dieses runde Wiegenfest wäre für sie sicherlich, Edelmetall von den Olympischen Spielen in London im Trophäenschrank zu haben.

    Für Alexandrandra Engelhardt sind es die zweiten, Olympischen Spiele, in Peking 2008 wurde sie nachnominiert und kam auf dem 14. Rang über die Ziellinie, doch 2012 ließ sie beim Unternehmen London, nichts anbrennen. Getreu ihrem Kampfmotto: ‚... wenn die Anderen glauben, man ist am Ende, dann muss man erst richtig anfangen‘ holte sie sich in Sofia (BUL) die Olympiaqualifikation mit einem 2. Platz.
    Herausragend, wie Alexandra in Sofia auftrat, aus jeder, ihrer Bewegungen konnte man lesen; „Ich will nach London“ ! Doch dieses Ziel stand lange in den Sternen, denn Alexandra Engelhardt erlitt eine schwere Schulterverletzung, musste mehrfach operiert werden. Bei der EM 2011 in Dortmund schied sie mit großen Titelhoffnungen, auf Grund dieser Verletzung aus dem Rennen in der heimischen Westfalenhalle aus. Doch nun ist sie zurück und wirkt stärker als jemals zuvor !

    Alexandra Engelhardt ging aus dem Qualifikationsturnier in Sofia gestärkt hervor; „...nach London fahre ich nicht als Tourist, eine Medaille ist das Ziel“. Doch die Konkurrenz aus Skandinavien, Asien und Osteuropa ist groß. „Olympia hat eigene Gesetze, es sind 19 Teilnehmerinnen in meiner Gewichtsklasse, da will natürlich jeder eine Medaille, doch ich will es am 8.8.2012 wissen“, gibt sich Alexandra Engelhardt, die für den KSC Friesenheim kämpft, aber in Nürnberg mit ihrem Ehemann Ex-Ringer Peter Engelhardt und Sohn Felix lebt, kämpferisch. „Klar aufgeregt ist man, doch ich bin erfahren genug, um das ganze Drumherum auszublenden“, so die DRB-Ringerin, die zuletzt bei den Europameisterschaften 2010 in Baku (AZE), sowie 2012 in Belgrad (SRB) jeweils den Bronzeplatz erkämpfte, da allerdings im Limit bis 51 kg.
    Und da lauert ein weiteres Problem, denn das Limit bis 48 kg ist nicht ihre Kategorie. „Ich bin in der Gewichtsklasse bis 51 kg zu Hause, doch die ist nicht olympisch und da bin ich nach unten gewechselt, muss daher mein Gewicht um bis zu 8 kg reduzieren“, so Alexandra Engelhardt, für die ‚Gewichtmachen‘ reine Kopfsache ist.
    In London wird die DRB-Ringerin von der gesamten Familie unterstützt. Dabei freut sie sich vor allem auf Sohnemann Felix (7), der das alles nun schon richtig erlebt. Ehemann Peter, selbst Ringer schmeisst den Haushalt, wenn Mama Alexandra wochenlang zwischen Trainingslager und Wettkämpfen tourt. „Auf ihn kann ich mich 1000 %ig verlassen, er unterstützt mich, wo er nur kann“, so Alexandra Engelhardt. „Doch zu Hause schlüpfe ich in die Mutterrolle, bin dann einfach Mama und nicht die Ringerin“, hat Alexandra Engelhardt dann ein zweites ‚Ich‘.

    Nur noch wenige Tage sind es bis London 2012; nach dem Großen Preis von Spanien, geht es noch einmal für 10 Tage ins Trainingslager nach Schweden. „Nach dem Erreichen der Quali für London hatte ich zwei Wochen durchgeatmet, in Mallorca beim Radfahren neu Luft geholt, dann folgten Trainingslehrgänge in Polen und Hennef“, folgen für Alexandra Engelhardt und ihren Trainer Jörg Helmdach nun bis zu den Olympischen Spielen noch weitere Trainingslehrgänge. Der Bundestrainer ließ seine Athletin zuletzt kaum noch aus den Augen, neben dem täglichen Training wurden über das Institut für angewandte Trainingswissenschaften Leipzig Videos aller Kontrahentinnen besorgt und analysiert.
    Die Familie sieht sie erst zu den Wettkämpfen in London wieder, denn nach Hause geht es nun bis zu den Spielen nicht mehr.
    Alexandra Engelhardt kann sich voll auf den Sport konzentrieren, die 29-jährige gehört der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Bruchsal an.

    Frank Stäbler


    Frank Stäbler (66 kg/TSV Musberg)
    Griechisch-Römisch-Spezialist Frank Stäbler holte als einziger deutscher Starter das Olympiaticket bereits bei den Weltmeisterschaften 2011 in Istanbul (TUR), wo er den 5. Platz erreichte. Damit umging der 23-jährige die Hürden der Qualifikationsturniere.
    Doch eigentlich sollte Frank Stäbler zunächst gar nicht beim Ringen landen, sondern Turner werden. Doch die Trainingsgruppe im Kindergarten war damals 'überfüllt' und so schickte Mutter Michaela ihre beiden Jungs Frank und Stephan 'notgedrungen' zum Ringen. Heute ist sie wohl sehr froh drüber.

    Vor einem Jahr hätte Frank Stäbler wohl noch keinen Gedanken an eine Olympiateilnahme in London verschwendet, denn die innerdeutsche Konkurrenz war groß. Deutscher Meister wurde 2011 Marcus Thätner (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.), auf dem Silberrang stand Christian Fetzer (TSV Herbrechtingen). Dennoch ging Frank Stäbler als Drittplatzierter die WM-Vorbereitung an, da sich Thätner und Fetzer verletzt hatten und in Istanbul (TUR) nicht starten konnten. Dort setzte Frank Stäbler ein dickes Ausrufezeichen und kämpfte sich bis ins Halbfinale – Platz 5 und damit hielt er zugleich das Olympiaticket in den Händen. Im April 2012 unterstrich er seinen Leistungsanstieg mit dem Gewinn des Europameistertitel‘s und erst kürzlich siegte er beim heimischen Grand Prix in Dortmund, wobei er mit Hasan Aliyev (AZE) den Weltmeister von 2010 bezwang.
    Nach den Zielen in London befragt, kommt die Antwort spontan; „... bei den Olympischen Spielen in London ist alles möglich, doch wenn man einmal den Sprung geschafft hat, dann will man auch vorn mit dabei sein“.
    Der Unterstützung von den Rängen kann sich Stäbler indes gewiss sein, immerhin haben schon 50 (!) Musberger einen Flug nach London gebucht, wollen Frank Stäbler anfeuern. „Ich finde das 'geil' wenn die Tribüne voll ist und gejubelt wird, das motiviert mich enorm“, setzt der Musberger voll auf die Familie, die Ringen förmlich lebt. „Und richtig schön ist es, wenn dann die deutsche Nationalhymne erklingt“, erinnert sich Frank Stäbler an den Moment im Sportcenter Belgrad, als er vor drei Monaten den EM-Titel gewann. Wie schön wäre es, wenn auch in London … - noch ist es ein Traum.

    Im Berufsleben steht Frank Stäbler noch mit beiden Füßen in der Ausbildung; nach kaufmännischer Lehre begann er nun eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Ab September wird Stäbler in der 1. Bundesliga für den ASV Nendingen auf die Matte treten, bei Einzelwettkämpfen hält er weiterhin seinem Heimatverein TSV Musberg die Treue.


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    Städtische Betriebswerke Luckenwalde
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    REST Regionale Entsorgungsservice und Transport GmbH
    Tabelle Oberliga
    • 1.1. Luckenwalder SC16:016
      2.SC Roland Hamburg12:48
      3.KAV Mansfelder Land6:10-4
      4.Magdeburger SV 904:12-8
      5.KG Küstenkämpfer2:14-12
    • 1.1. Luckenwalder SC8:08
      2.SC Roland Hamburg6:24
      3.KAV Mansfelder Land4:40
      4.Magdeburger SV 904:40
      5.KG Küstenkämpfer2:6-4
    • 1.1. Luckenwalder SC8:08
      2.SC Roland Hamburg6:24
      3.KAV Mansfelder Land2:6-4
      4.Magdeburger SV 900:8-8
      5.KG Küstenkämpfer0:8-8
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